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Angesichts der zunehmenden Unsicherheiten in globalen Lieferketten, insbesondere in Asien, wenden sich immer mehr Unternehmen verstärkt der Region Zentral- und Osteuropa (Central and Eastern Europe, CEE) zu. Dabei sollte CEE jedoch als ergänzende Option und nicht als Ersatz für Asien betrachtet werden. Dieser Beitrag beleuchtet die Gründe für diese strategische Erweiterung, die Vorteile der CEE-Region sowie die Herausforderungen, die Unternehmen dabei berücksichtigen sollten.

Gründe für die Erweiterung der Lieferquellen

Die Entscheidung, Sourcing und Einkauf zusätzlich zur asiatischen Produktion auch in die CEE-Region zu verlagern, hängt mit mehreren Faktoren zusammen, die Unternehmen dazu bewegen, ihre Lieferketten zu diversifizieren und flexibler zu gestalten. Die wichtigsten Gründe hierfür sind:

Lieferkettensicherheit und Flexibilität: Politische Spannungen, Handelszölle und strikte Regulierungen in asiatischen Märkten führen dazu, dass Unternehmen nach alternativen und stabileren Lieferketten suchen. Die Nähe der CEE-Region zu Westeuropa bietet mehr Flexibilität und eine höhere Transparenz.

Kürzere Lieferzeiten: Die geografische Nähe ermöglicht kürzere Transportwege und damit schnellere Lieferzeiten, was für Unternehmen, die auf Just-in-Time-Produktion angewiesen sind, entscheidend sein kann.

Kostenoptimierung bei steigenden Lohnkosten in Asien: Die CEE-Region kann, abhängig vom Produkt und Prozess, eine wettbewerbsfähige Kostenstruktur bieten. Die steigenden Lohnkosten in Asien, besonders in China, haben dazu geführt, dass sich CEE in bestimmten Fällen als wirtschaftlich attraktive Ergänzung etabliert hat.

CEE als ergänzende Sourcing-Region zu Asien

Die CEE-Region umfasst zahlreiche Länder mit gut entwickelten Industrien, qualifizierten Arbeitskräften und einer wachsenden Infrastruktur. Zu den bedeutendsten Märkten zählen Polen, Tschechien, Ungarn und Rumänien, die in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen haben. Dennoch bleibt Asien für viele Unternehmen ein zentraler Standort, insbesondere in Bereichen, die hohe Energieintensität erfordern.

Produktabhängige Kostenvorteile: Die CEE-Region ist nur in wenigen Fällen günstiger als Asien, und die Kostenvorteile hängen stark vom Produkt ab. So können Lohn- und Transportkosten in der CEE-Region vorteilhaft sein, jedoch bleiben in Asien die Energiekosten insgesamt günstiger. Dies ist besonders für energieintensive Prozesse wie den Druckguss relevant, die aufgrund der niedrigeren Energiekosten in Asien weiterhin günstiger durchgeführt werden können.

Qualifizierte Arbeitskräfte und industrielle Expertise: CEE bietet eine hochqualifizierte Arbeitskraft, insbesondere in technischen Berufen und in der Produktion. Dies erlaubt es Unternehmen, die benötigte Expertise und hohe Qualitätsstandards vor Ort umzusetzen.

Infrastruktur und Nähe zu wichtigen Absatzmärkten: Die Region verfügt über ein modernes Verkehrsnetz, das eine effiziente Anbindung an den westeuropäischen Markt ermöglicht. Kürzere Transportwege reduzieren nicht nur die Lieferzeiten, sondern senken auch die CO₂-Emissionen.

 

CBAM: Auswirkungen der neuen EU-Regelung auf energieintensive Produkte

Ein bedeutender Faktor, der in die strategische Entscheidung einfließen sollte, ist der kommende CO₂-Grenzausgleichsmechanismus der EU (CBAM – Carbon Border Adjustment Mechanism), der ab 2026 greift. Diese Regelung wird die Kosten für energieintensive Produkte aus Nicht-EU-Ländern erhöhen. Ziel des CBAM ist es, europäische Unternehmen, die strengen Umweltauflagen folgen, wettbewerbsfähig zu halten und eine Reduktion des CO₂-Ausstoßes zu fördern. Dadurch könnte sich die CEE-Region für bestimmte Produktionen als besonders attraktiv erweisen, wenn die höheren Importkosten für energieintensive Waren aus Asien schrittweise ansteigen.

Herausforderungen beim Sourcing in der CEE-Region

Obwohl die CEE-Region viele Vorteile bietet, gibt es einige Herausforderungen, die Unternehmen beachten sollten:

Regulatorische Rahmenbedingungen: Jedes Land in der CEE-Region hat eigene rechtliche Anforderungen und Vorschriften, die zusätzliche administrative Planung erfordern.

Wettbewerbsdruck und begrenzte Kapazitäten: Die hohe Attraktivität der CEE-Region hat zu einem intensiven Wettbewerb um Kapazitäten geführt. Strategische Partnerschaften mit lokalen Lieferanten und eine frühzeitige Sicherung von Produktionskapazitäten sind entscheidend.

Infrastrukturunterschiede innerhalb der Region: Während Polen und Tschechien über gut ausgebaute Transportwege verfügen, ist die Infrastruktur in anderen Teilen der CEE-Region weniger entwickelt.

Erfolgsfaktoren für den Sourcing-Prozess in der CEE-Region

Um von den Vorteilen der CEE-Region als Ergänzung zu Asien zu profitieren, sollten Unternehmen strategische Maßnahmen ergreifen:

Sorgfältige Lieferantenauswahl: Eine gründliche Auswahl der Lieferanten in der CEE-Region stellt sicher, dass Qualitätsstandards eingehalten und Erwartungen erfüllt werden.

Flexibles Risikomanagement: Durch eine flexible Strategie und ein Netzwerk von Lieferanten in verschiedenen Ländern können Unternehmen auf unvorhergesehene Ereignisse schnell reagieren.

Investition in lokale Beziehungen: Langfristige Partnerschaften und ein Verständnis der lokalen Kultur und Geschäftsgepflogenheiten sind der Schlüssel zu stabilen Lieferketten.

Technologie als Treiber der Lieferkettenoptimierung in CEE

Digitale Tools und Technologien spielen eine entscheidende Rolle bei der Optimierung der Lieferkette in der CEE-Region:

Supply Chain Management (SCM) Systeme: SCM-Software ermöglicht es, den gesamten Lieferprozess von der Bestellung bis zur Auslieferung zu überwachen und zu koordinieren.

Track-and-Trace Technologien: Durch IoT und Track-and-Trace-Lösungen können Unternehmen ihre Waren in Echtzeit verfolgen und schnell auf Verzögerungen reagieren.

Data Analytics: Datenanalysen helfen Unternehmen, Trends und Muster zu erkennen und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit im CEE-Sourcing

Die kürzeren Transportwege in der CEE-Region reduzieren den CO₂-Ausstoß und bieten eine praktikable Lösung zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks im Vergleich zu Fernost. Viele Unternehmen in der CEE-Region setzen zudem auf umweltfreundliche Produktionsmethoden, was Unternehmen unterstützt, die auf nachhaltige Lieferketten Wert legen.

Fazit: CEE als strategische Ergänzung zu Asien

Die CEE-Region bietet Unternehmen viele Vorteile, insbesondere als Ergänzung zu asiatischen Märkten. Mit kürzeren Lieferzeiten, niedrigeren Transportkosten und einer höheren Flexibilität können Unternehmen ihre globale Sourcing-Strategie optimieren. Der bevorstehende CBAM-Mechanismus, die spezifischen Energie- und Kostenvorteile sowie die digitale Transformation bieten wichtige Ansatzpunkte für eine strategische Planung. Unternehmen, die frühzeitig auf die CEE-Region setzen und eine nachhaltige Partnerschaftsstrategie entwickeln, werden ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig stärken.

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